Diagnostik und Behandlung

Diabetische Netz­haut­erkrankung

Erkrankung

In Deutschland leiden aktuell über acht Millionen Menschen an Diabetes Mellitus.
Der Begriff Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Stoffwechsel­krankheiten, bei denen ein erhöhter Blutzucker­spiegel in Folge Insulin­mangels bzw. verminderter Wirksamkeit des Insulins, entsteht
Insulin ist ein Hormon, das in der Bauch­speicheldrüse produziert wird und für die Einlagerung von Zucker in unsere Körperzellen verantwortlich ist. Es bewirkt ein Sinken des Blutzuckerspiegels.

Die erhöhten Blutzucker­werte sowie größere Schwankungen des Blutzuckers führen im Verlauf der Erkrankung zu Gefäßschäden. Auch die kleinen Gefäße der Netzhaut des Auges können betroffen sein. Tückisch ist dabei die Symptom­armut in den Anfangs­stadien der Erkrankung. Daher müssen Frühzeichen rechtzeitig erkannt werden, indem regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt erfolgen, um das Sehvermögen zu bewahren.

Veränderungen am Auge

Man unterscheidet drei Formen der diabetischen Netzhauterkrankung

Wenn Schäden an der Netzhaut außerhalb des Sehzentrums auftreten, wird dies als diabetische Retinopathie bezeichnet.
Charakteristisch sind Gefäß­veränderungen, die zu Blutungen und Gefäß­verschlüssen mit nachfolgender Mangel­durchblutung (Ischämie) von Sinneszellen der Netzhaut führen.

Man unterscheidet hier zwei Verlaufsformen:

  1. Die nicht­proliferative Retinopathie: Frühstadium mit beginnenden Veränderungen der Netzhaut-Gefäße.
  2. Die proliferative Retinopathie: Folgestadium mit krankhaften Gefäß­neubildungen, Vernarbungen und der Gefahr von Glaskörperblutungen, Netzhautablösungen und Entwicklung eines Glaukoms.

Die Sonderform Diabetische Makulopathie:
Treten in der Folge einer Zucker­krankheit Schäden an der Netzhaut an der Stelle des schärfsten Sehens (Makula) auf, spricht man von einer diabetischen Makulopathie.
Es kommt zu Flüssigkeits­einlagerungen, Fett­ablagerungen sowie Minder­durchblutung (Ischämie), was zum fortschreitenden Verlust der Lesesehschärfe führt.

Begleitend kann eine Rubeosis iridis (Rosafärbung der Iris) auftreten. Dabei handelt es sich um eine ausgeprägte Füllung der Gefäße oder vermehrte Gefäß­neubildung der Regen­bogenhaut (Iris) sowie im Kammerwinkel aufgrund von Sauerstoffmangel. Dies kann zu einer Augeninnen­druck­erhöhung (Sekundärglaukom) mit Verlust von Nervenfasern führen.

Vergleichsansicht: Normale Sicht im Gegensatz zur fortgeschrittenen Retinopathie

Moderne Untersuchungs­möglichkeiten

Vor der Einleitung der Behandlung erfolgt eine umfassende Diagnostik, die eine genaue Stadieneinteilung ermöglicht.

Zunächst sollte eine Pupillen­erweiterung mittels Augen­tropfen durchgeführt werden. Bei weiten Pupillen lässt sich die Netzhaut bis weit in die Peripherie nach krankhaften Veränderungen untersuchen und entsprechend beurteilen (Netzhaut­spiegelung). Im Anschluss an die Untersuchung ist, solange die Pupillen erweitert sind, das Führen eines Kraftfahr­zeuges nicht erlaubt. Eine Foto­dokumentation des Netzhaut­befundes ermöglicht hierbei eine optimale Verlaufs­kontrolle.

Folgende bildgebende Verfahren ergänzen die klassische Netzhaut­untersuchung:

  1. Farbstoffuntersuchung (Fluoreszenz-Angiographie): Sie gibt genauen Aufschluss über die Durchblutungs­situation des Auges und stellt Gefäß­veränderungen (Leckagen, fehlende Durchblutung, Gefäß­neubildungen) dar.
  2. Optische Cohärenz­tomographie (OCT): Hier werden etwaige Flüssigkeits­einlagerungen in der Netzhaut sichtbar und der Verlauf einer Therapie darstellbar gemacht.

Die Kontrollintervalle richten sich nach dem erhobenen Netzhautbefund. Bei Diabetikern ohne bisher bekannte Retinopathie (Schädigung der Netzhaut) reicht meist eine Wieder­vorstellung nach zwölf Monaten aus. Bei bestehender Retinopathie ist diese entsprechend häufiger angezeigt. Ihr Augenarzt bespricht mit Ihnen individuell die sinnvollste Vorgehensweise.

Behandlungs­möglichkeiten

Im Vordergrund steht die exakte Einstellung der Blutzucker- und Blutdruck­werte in Zusammen­arbeit mit dem Hausarzt. Der Patient kann durch ein normales Körpergewicht, Bewegung, Verzicht auf Nikotin- und übermäßigen Alkoholgenuss und das Einhalten von Diätempfehlungen maßgeblich zu einem günstigen Verlauf der Erkrankung beitragen.

Dies schafft eine wichtige Voraussetzung zum Schutz gegen eine sehmindernde diabetische Retinopathie.

Bei nachgewiesenen Veränderungen am Auge stehen uns je nach Schweregrad unterschiedliche Behandlungs­ansätze zur Verfügung:

  • Laserbehandlung: Mit einem Laser lassen sich betroffene Netzhautareale veröden und so Gefäß­neubildungen und Blutungen reduzieren.
  • Medikamenten­eingabe in den Glaskörper (IVOM): Durch Gabe eines Medikamentes direkt in den Glaskörper lassen sich Gefäßneu­bildungen oder Flüssigkeits­ansammlungen im Bereich des schärfsten Sehens gut behandeln. Die Injektionen erfolgen in lokaler Betäubung bei uns im OP.
  • Auch aufwendigere chirurgische Verfahren, wie die Entfernung des Glaskörpers (Vitrektomie), können bei fort­geschrittenen Befunden notwendig werden.

Gerne beraten wir Sie in einem persönlichen Gespräch.

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